Nächster Akt.



  

In der Printausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 20.07.2010 findet sich auf Seite 1 ein bemerkenswerter Artikel des Frankreich-Korrespondenten Hans-Hagen Bremer:

Er berichtet dort über Rachid Nekkaz, einen 38-jährigen, in der Pariser Banlieue aufgewachsenen Sohn algerischer Einwanderer mit abgeschlossenem Philosophiestudium, der Frankreichs Politiker herausfordert, indem er die Gründung eines Fonds über eine Million Euro ankündigt, aus dem er die Bußen bezahlen will, die Musliminnen drohen, wenn sie künftig das Burkaverbot in der Öffentlichkeit missachten. Im nächsten Frühjahr soll das entsprechende Gesetz, dass Verstöße mit jeweils 150 Euro ahnden soll, in Kraft treten.

"Gegen ein Burkaverbot, soweit es sich auf Rathäuser, Behörden oder Postämter erstreckt, hätte auch der Muslim Nekkaz nichts. Doch als französischer Republikaner findet er es schockierend, dass es sich auf das gesamte öffentliche Leben vom Einkauf bis zum Spaziergang im Park erstrecken soll. Eine solche Einschränkung individueller Freiheitsrechte hält er für verfassungswidrig. Damit ist er nicht der Einzige. Der Staatsrat, der die Regierung bei der Gesetzgebung berät, hatte bereits gewarnt, ein Totalverbot könnte vor dem Verfassungsrat oder dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte scheitern."

Soweit die Idee. Allerdings wird sie de facto etwas relativiert:

"Aus eigener Tasche habe er bereits 200.000 Euro auf ein Sonderkonto einbezahlt, erklärt Nekkaz. Für den Rest hofft er auf Spenden. Doch wieviel finanziellen Zuspruch seine Idee erfährt, ist fraglich. Er steht im Ruf eines Wichtigtuers. ..."



  

fordert von den Menschen, überzogene Sicherheits- und Schutzansprüche an den Staat aufzugeben, scheint aber ganz einverstanden zu sein damit, dass dieser jene auch da schützt, wo sie des Schutzes gar nicht bedürfen, und ihnen, wie im Rückschritt in den Feudalismus, die bürgerlichen Freiheitsrechte wieder nimmt, die sie sich, mühsam genug, im 19. Jahrhundert erstritten. ..."

Aus dem Essay: "Ich rauche, also bin ich" (DIE WELT vom 09.02.2008) von Wolfgang Schlüter.