"Sie wollte, sagt Sgrena, "exakt das tun, was Journalisten tun müssen: herausfinden, was wirklich los ist".

Doch im Irak hat Sgrena zu ihrer Verblüffung lernen müssen, dass ihre Arbeit nicht gefragt ist - auch wenn sie noch so gut gemeint war: "Keine der bewaffneten Konfliktparteien will Zeugen haben, weder die Amerikaner noch die Gegner der Besatzung. Ich konnte mir diese Ablehnung auf irakischer Seite in dieser Stärke nicht vorstellen. Ich habe meinen Entführern gesagt, dass ich gegen den Krieg bin und auch mein Volk gegen diesen Krieg ist, aber die Entführer haben zu mir gesagt: Ganz egal. Wir wollen überhaupt keine Fremden, keine Ausländer, selbst wenn sie Journalisten oder Helfer von Nichtregierungsorganisationen sind. Jeder könnte ein Spion sein. Also: alle raus." ...

Aber wenn das so ist, dann erfährt die Welt zur Zeit überhaupt nicht und von keiner Seite, was im Irak wirklich vorgeht? "Genau", sagt Giulina Sgrena: "Es herrscht totaler Blackout." "

Paul Kreiner für die Stuttgarter Zeitung, Printausgabe, 12.11.2005, S. 50.

Frau Sgrena hinterlässt in diesem Interview - gegenüber früherem journalistischem Enthusiasmus - den Eindruck einer schmerzenden Desillusionierung, eines gebrochenen Idealismus: Was bleibt, wenn die Presse von allen Parteien ausgeschlossen wird? Man möchte ergänzen: Was bleibt dann faktisch von der Pressefreiheit?

Summary: Report of an interview of Giuliana Sgrena, Italian journalist, about the madness of journalism in Iraq, where no part under weapon wants to have witnesses - by Paul Kreiner, print edition of newspaper "Stuttgarter Zeitung", 2005-11-12, Stuttgart, Germany.



link me